Das Ende der kleinen Preise

Das Ende der kleinen Preise

„Billig, will ich“ – dieser Werbeslogan war jahrzehntelang fester Bestandteil im Alltag vieler Menschen in Deutschland. Die PLUS-Märkte gehörten zu den bekanntesten Discountern der Republik und prägten über Jahrzehnte hinweg den Lebensmitteleinzelhandel. Doch was als günstige Alternative zum Supermarkt begann, verschwand schließlich ganz aus dem Stadtbild. In diesem Beitrag beleuchten wir die Geschichte der PLUS-Märkte – von ihrer Gründung über den wirtschaftlichen Aufstieg bis zum Ende.


Die Anfänge: Gründung in den 1970er Jahren

Die Geschichte von PLUS (Prima leben und sparen) beginnt im Jahr 1972. Damals gründete die Tengelmann-Gruppe, ein traditionsreicher deutscher Handelskonzern, die neue Discounter-Marke, um auf die wachsende Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln zu reagieren.

Die Idee: Ein einfaches Konzept mit kleinen Läden, reduziertem Sortiment, Niedrigpreisen und Selbstbedienung – ganz nach dem Vorbild von Aldi. Der Name „PLUS“ war dabei ein kreativer Gegensatz zur Idee des „Minus beim Preis, Plus bei der Leistung“.

Das Konzept schlug ein. Die neue Discountmarke traf den Nerv der Zeit: Wirtschaftskrise, steigende Preise und das Bedürfnis der Verbraucher, beim täglichen Einkauf zu sparen, machten den Weg frei für die Expansion.


Expansion und Erfolgsjahre

In den 1980er und 1990er Jahren wuchs PLUS rasant:

  • Bundesweit wurden neue Filialen eröffnet, vor allem in strukturschwachen und ländlichen Regionen.
  • Nach der Wiedervereinigung expandierte PLUS auch in den neuen Bundesländern.
  • Das Sortiment wurde schrittweise erweitert – neben Lebensmitteln auch Haushaltswaren, Kleidung und Aktionsartikel.
  • PLUS setzte stark auf Eigenmarken und preisgünstige Produkte.
  • Auch im Ausland – etwa in Spanien, Polen, Ungarn und Griechenland – war PLUS zeitweise aktiv.

Eines der Markenzeichen war die Nutzung von Comic-Zeichnungen in der Werbung und auf Verpackungen – kleine Witzfiguren, die Angebote präsentierten und das Markenbild auflockerten.


PLUS und die Tengelmann-Gruppe

PLUS war Teil der Tengelmann-Unternehmensgruppe, die neben Lebensmitteleinzelhandel auch in Baumärkten (OBI), Textilhandel und Immobilien aktiv war. In den 2000er Jahren geriet Tengelmann jedoch zunehmend unter Druck, vor allem durch die starke Konkurrenz im Discountbereich: Aldi und Lidl dominierten den Markt, während sich neue Konzepte wie Netto oder Penny weiterentwickelten.

PLUS hatte lange Zeit keine klare Positionierung – weder so günstig wie Aldi noch so modern wie Lidl. Auch das Filialkonzept wirkte zunehmend veraltet.


Die Wende: Verkauf an Edeka

Im Jahr 2007 kündigte die Tengelmann-Gruppe an, sich aus dem Discountgeschäft zurückzuziehen. Die Marke PLUS sollte verkauft werden.

Die Übernahme:
  • 2008 wurde PLUS von EDEKA übernommen.
  • Der Deal wurde vom Kartellamt geprüft und genehmigt – unter der Bedingung, dass über 300 Filialen an Konkurrenten verkauft werden, um Wettbewerb zu erhalten.
Die Folge:
  • EDEKA gliederte die übernommenen Filialen in die eigene Discounterkette Netto Marken-Discount ein.
  • Die Umstellung erfolgte schrittweise ab 2009.
  • Aus „Plus“ wurde „Netto“ – mit modernisierten Filialen, größerem Sortiment und neuem Marketing.
  • Die Marke PLUS verschwand damit vollständig aus dem deutschen Einzelhandel.

Was bleibt von PLUS?

Heute erinnert kaum noch etwas an die einst über 2.500 PLUS-Filialen in Deutschland. Die Läden wurden umgebaut, umgeflaggt oder geschlossen. Die bekannten PLUS-Werbefiguren sind Geschichte, und auch die Eigenmarken wurden durch Netto-Produkte ersetzt.

Doch viele Menschen erinnern sich noch an:

  • die orangenen Angebotsprospekte
  • das schlichte Filialdesign
  • die berühmten Slogans wie „Billig, will ich“
  • oder die kultigen Werbefiguren: „die kleinen Preise“

Fazit: Eine Marke kommt, eine Marke geht

Die Geschichte von PLUS ist ein klassisches Beispiel für die Dynamik des Lebensmitteleinzelhandels. Ein Konzept, das zur richtigen Zeit den richtigen Nerv trifft, kann schnell zur Erfolgsgeschichte werden – muss sich aber stetig weiterentwickeln, um am Markt zu bestehen. PLUS gelang das zuletzt nicht mehr. Der Druck der Konkurrenz, verändertes Konsumverhalten und strategische Entscheidungen führten schließlich zum Aus.

Heute lebt der Geist von PLUS ein Stück weit im Netto Marken-Discount weiter – doch der Markenname PLUS gehört endgültig der Vergangenheit an.


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