Noch in den 1990er und frühen 2000er Jahren war SPAR eine feste Größe im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Die grünen Logos mit dem stilisierten Tannenbaum prägten viele Innenstädte und Vororte. Doch heute ist die Marke weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden. Was ist passiert?
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick zurück auf die SPAR AG in Deutschland – ihre Ursprünge, ihre Entwicklung, den Wettbewerb mit anderen Handelsketten und schließlich die Übernahme durch EDEKA, die das endgültige Ende der Marke auf dem deutschen Markt einläutete.
Die Ursprünge: Internationale Wurzeln, deutsche Struktur
Die Geschichte der SPAR-Organisation beginnt ursprünglich nicht in Deutschland, sondern in den Niederlanden. 1932 wurde dort die erste SPAR-Genossenschaft unter dem Leitspruch „Door Eendrachtig Samenwerken Profiteren Allen Regelmatig“ (übersetzt: „Durch einträchtige Zusammenarbeit profitieren alle regelmäßig“) gegründet. Aus den Anfangsbuchstaben entstand der Markenname SPAR – der auf Niederländisch auch „Tanne“ bedeutet, daher das bekannte Baum-Logo.
SPAR in Deutschland
In Deutschland entstand SPAR in den 1950er Jahren als Zusammenschluss selbstständiger Einzelhändler und Großhändler, die sich unter dem SPAR-Dach organisierten. Die Idee: Einzelhändler sollten durch gemeinsame Einkaufsstrukturen, Marketing und Markenauftritt im Wettbewerb mit den aufkommenden Handelsketten bestehen können.
1961 wurde die SPAR Handels-AG (kurz: SPAR AG) in Hamburg gegründet. Sie fungierte als Zentrale für Marketing, Logistik und Einkauf und war die Dachgesellschaft für ein genossenschaftlich geprägtes Händlernetzwerk.
Der Aufstieg: SPAR als verlässlicher Nahversorger
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich SPAR zu einem wichtigen Player im deutschen Einzelhandel. Vor allem kleinere und mittelgroße Märkte in Stadtteilen und ländlichen Regionen trugen das SPAR-Logo.
Merkmale der SPAR-Märkte:
- Selbstständige Händler, die unter einer gemeinsamen Marke auftraten
- Eigenmarken wie „SPAR Vital“, „SPAR Premium“ oder „SPAR enjoy“
- Verschiedene Marktformate:
- SPAR express (kleine Nahversorger und Tankstellen-Shops)
- SPAR-Markt (klassische Supermärkte)
- EUROSPAR (größere Vollsortimenter)
- INTERSPAR (SB-Warenhäuser, selten in Deutschland)
Mit bundesweit mehreren tausend Standorten war SPAR besonders in den 80er und 90er Jahren präsent und beliebt.
Die Herausforderungen: Druck durch Discounter und Ketten
In den 1990er Jahren geriet die SPAR AG zunehmend unter Druck:
- Discounter wie Aldi und Lidl gewannen stark an Marktanteil.
- Vollsortimenter wie REWE oder EDEKA modernisierten sich und professionalisierten ihre Strukturen.
- SPAR hingegen hatte mit Uneinheitlichkeit zu kämpfen: Durch das genossenschaftlich geprägte Modell wirkten viele Märkte veraltet und uneinheitlich in Angebot, Preisgestaltung und Auftritt.
- Der Versuch, mit SPAR express oder Premium-Linien gegenzusteuern, brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Die SPAR AG versuchte sich mehrfach neu zu erfinden, doch es fehlte an Kapital und strategischer Durchschlagskraft. Ab den frühen 2000er Jahren sank der Marktanteil spürbar.

Der Wendepunkt: Übernahme durch EDEKA
Im Jahr 2005 kam es zum entscheidenden Einschnitt in der Geschichte von SPAR in Deutschland:
- Die EDEKA-Gruppe übernahm die SPAR Handelsgesellschaft, inklusive aller zentralen Strukturen, Logistik und Beteiligungen.
- Die Übernahme wurde von der Kartellbehörde genehmigt, da EDEKA versprach, keine Wettbewerbsverzerrung zu schaffen und die bestehenden SPAR-Partner fair zu behandeln.
Warum die Übernahme?
Für EDEKA war die Übernahme strategisch sinnvoll:
- Zugang zu zusätzlichen Standorten und selbstständigen Kaufleuten
- Stärkung des eigenen Vertriebsnetzes
- Übernahme moderner Logistikzentren der SPAR AG
- Verbreiterung des Angebots im Bereich Nahversorgung und Tankstellenhandel
Für SPAR war es ein Ausweg aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten – die Marke war zu diesem Zeitpunkt angeschlagen, und ohne strategischen Partner drohte der Rückzug vom Markt.
Das Ende der Marke SPAR in Deutschland
Nach der Übernahme durch EDEKA begann die schrittweise Umstellung der SPAR-Märkte auf EDEKA-Marken:
- Die meisten SPAR-Märkte wurden zu EDEKA aktiv markt, EDEKA nah & gut oder E center.
- SPAR express wurde teils in EDEKA express oder andere Konzepte überführt.
- Die Marke SPAR verschwand weitgehend aus dem deutschen Einzelhandel.
Lediglich an einigen Tankstellen oder in grenznahen Regionen war SPAR noch eine Zeit lang präsent – teils als Franchisemarke.
Was blieb von SPAR?
- Die SPAR-Zentrale Deutschland existiert als Unternehmen nicht mehr.
- Einige der ehemaligen SPAR-Kaufleute arbeiten heute unter dem Dach von EDEKA weiter – viele von ihnen sind bis heute als selbstständige Händler aktiv.
- Die internationale Marke SPAR existiert weiter – vor allem in Österreich, den Niederlanden, Italien, Südafrika und Asien ist SPAR nach wie vor stark.
- In Deutschland ist die Marke nur noch historisch relevant – sie lebt in der Erinnerung vieler Konsumenten weiter.
Fazit: Ein Kapitel deutscher Einzelhandelsgeschichte
Die Geschichte der SPAR AG in Deutschland ist ein Beispiel für die Entwicklung und Konsolidierung im Lebensmitteleinzelhandel. Was als genossenschaftliche Idee mit starkem Zusammenhalt begann, konnte sich auf Dauer nicht gegen die zunehmende Zentralisierung und Professionalisierung der Konkurrenz behaupten.
Mit der Übernahme durch EDEKA endete 2005 ein Stück Einzelhandelsgeschichte – doch die Werte, die SPAR einst vertreten hat – Nahversorgung, Selbstständigkeit, Kundennähe – leben im EDEKA-System heute weiter.


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